Die Weiherburg-Hex
Die Geschichte der Weiherburg-Hex
Das wohl merkwürdigste Gebäude in Nehren ist die Burg im Weihergarten (erstmals erwähnt Ende 13Jh.).
Bei Ausgrabungen 1951-1952 hat man versucht, etwas Licht in das geheimnisvolle Dunkel zu bringen. Es wurden Gefäßscherben, Schmuck, Knochen und Holzreste aus dem verhärteten Grabenschlamm geborgen.
Auf die Idee, hier nach der Burg zu suchen, kam man, als ein Anwohner in seinem Garten mehrere Gräber, Menschenschädel und eine besondere Art von Steigbügel ausgrub.
Die Forschungen ergaben, dass sich im Mittelpunkt der Burganlage ein quadratischer Turmbau befand.
Die "Wette", ein 30 Fuß tiefes Bassin, ist Überrest des Schlossgrabens.
Dieser füllte sich etwa alle 6 Jahre mit schädlich ausdünstendem Schlamm, wenn dieser ausgeräumt war, sah man noch auf dem Grund die Reste der eichenen Pfeiler und Balken von der Brücke, welche über diese Wette in die vormalige Burg führte!
In der Zeit, als noch der Irrglaube und Aberglaube die Menschen fest in ihrem Bann hatten und man an Hexen, Teufel, Feuerkugeln oder ähnliche Dinge glaubte, stand diese Burg in voller Pracht.
Damals, als man am Veittag bis zur Extase tanzte und einen der "Danzrappel" (Extatische Tanzepedemie) packte (diese wurde dem Teufel zugeschrieben, wenn einen diese Tanzwut packte war man gegen Schmerzen, die durch Stechen, Zwicken usw. entstanden unempfindlich).
Oben im Wald zu Nehren stand da noch ein riesengroßer Irrwisch: Die "Dicke Eiche" (Irrwisch = Uralter Naturgeist). Um Gestalt anzunehmen, begab sich dieser körperlose Geist immer wieder in den geheimnisvollen und mystischen Weihergarten (Weiherburg - Hex).
Dieser Irrwisch sorgte für mache Geistergeschichte, die man sich in der Gemeinde erzählte, wie z.B.:
Beim alten Pfarrhaus, in der Nähe der Oper, verlief ein Graben, über den ein kleines Brückle führte. Wenn nun junge Mädchen abends nach Hause gingen und das Brückle überqueren mussten, gab man ihnen immer ein Laternchen mit, denn unter dem Brückle hausten Geister, und das Laternchen schreckte diese ab.
Einmal holte ein Nehrener Bauer in Gomaringen eine Kuh ab und wollte sie nach Nehren führen. Als sie an der Markungsgrenze anlangten, ging die Kuh keinen Schritt weiter, obwohl der Bauer zog und zerrte. Das ging so lange, bis Bauer und Kuh gemeinsam im Straßengraben lagen.
Die Geister waren schuld.
Weiherburg-Hex
Bei einem Umzug von Mössingen nach Nehren wurde der mit den Möbeln beladene Leiterwagen von einer Kuh gezogen. Am Grenzstein "haufte" die Kuh; sie ging rückwärts, keinen Schritt mehr vorwärts. Erst als der Mann die Kuh abspannte, sie über die Markungsgrenze führte, den Leiterwagen selbst ein Stückchen schob und nach der Grenze die Kuh wieder anspannte ging sie wieder.
Der Mann sagte:
Do isch an Hex gwea.
Wenn die Nehrener nachts von Dußlingen kamen, vermieden sie es, um Mitternacht beim Friedhof vorbeizugehen, weil sie dort Geister sehen würden. Es wurde sogar behauptet, man habe bestimmte, nicht mehr lebende Personen wie Vater oder Mutter erkannt.
Es wird auch berichtet, dass Hexen nachts den Pferden im Stall aus den Schwanzhaaren einen Zopf geflochten haben sollen.
Wenn morgens ein Schwein tot im Stall lag, so vermutete man, dass eine Nachbarin, die als Hexe verschrien war, in den Stall geschaut hatte, und so den Tod des Viehs auslöste.
Man machte die Hex auch für manch anderes verantwortlich:
1571: Große Kälte alle Brunnen waren zugefroren
1684: Große Dürre alle Brunnen versiegten
1719: Den ganzen Sommer nur 1 Mal Regen
Mehrere Viehkrankheiten und die Pest wurden ihr ebenfalls angelastet!
Aber nicht nur für Schlechtes war sie bekannt.
Am 22. November 1757 wurde ein Förster heimtückisch an der Dicken Eiche von drei Wilddieben niedergeschossen. Bis heute ist nicht bekannt, wer Hilfe für ihn geholt hatte, jedoch starb er am 23. November.
Danach sorgte der Naturgeist für Vergeltung: Die drei Wilddiebe haben den Wald nie mehr verlassen. Was mit ihnen geschah, weiß nur der Irrwisch.
Das jähe Ende unseres Irrwisches war am 3. August 1874 um 14:00 Uhr - der Sage nach:
Die Jahre kommen, die Jahre gehen.
Einst liebte ein Dußlinger
ein Mädchen aus Nehren, man kann sie hier sehen;
die Liebe war heiß, das Herz schwer.
Die Eltern waren dagegen.
Die Feindschaft der Dörfer war groß -,
so daß darum und auch deswegen
das Liebespaar den Tod beschloß.
Am letzten Aste der dicken Eiche, -
sie war inzwischen sehr alt -
da hing das Paar, das todesbleiche,
und war schon beinahe kalt.
Es tat zwar noch immer leben,
der Todeskampf war fürchterlich.
Da mußte die dicke Eiche erbeben;
sie dachte: "Was mache jetzt ich?"
Sie brach dann zusammen in letzter Sekunde;
die Liebenden lebten noch.
Die dicke Eiche, die einst so gesunde,
pfiff jetzt aus dem letzten Loch.
Für ein Paar, was hat geliebt sich, -
es war am dritten August
des Jahres achtzehnhundertundvierundsiebzich -,
hat sie in den Tod gemußt.
Zum Gedenken an diese zwei wichtigen Bestandteile unserer Gemeinde - "Die Dicke Eiche" und "Die Weiherburg" - wurden diese zwei Kulturdenkmäler durch die Narrenzunft Rammert-Wolf Nehren e.V. in einer Narrenfigur wieder belebt:
Die Weiherburg-Hex